Sitten&Namenstage

JEREMIAH (Schlangentag) – 1. Mai

Die alten Leute nennen den ersten Tag von Mai `Jeremiah` (d.h. Irmintag) oder `Samski Tag` (Schlangentag) und sagen, dass alle, die an diesem Tag auf dem Feld arbeiten, können im Sommer von einer Schlange gebissen werden. Am Morgen des Festtages gingen alle Frauen der Familie durch das Haus und den Garten und klopften auf Blechgefäße mit den Worten:

„Geht weg, Schlangen und Eidechsen, denn heute ist Schlangentag!“

Sie suchten alle versteckten Ecken des Hauses und des Stalls auf, um vielleicht versteckte Viecher zu verjagen. In manchen Regionen Bulgariens vollführte man an diesem Tag das Ritual „Drachenjagd“. Die alten Bauern glaubten, habe sich ein Drache im Dorf versteckt, so halte er die Regenwolken fest und es brach Dürre aus. Deshalb veranstalteten die Männer eine symbolische Jagd. Das geschah nachts und manche von den Männern zogen sich ganz aus. Sie alle hielten lange Stöcke in der Hand und zogen von Osten nach Westen. Nach der symbolischen Jagd gingen alle Männer zusammen baden und hofften, dass der für die Ernte so wichtige Regen kommen wird. Am Schlangentag war es üblich, dass junge Mädchen und Burschen Tonerde für die Herstellung von verschiedenen Gefäßen mit nackten Füssen treten. Anschließend gingen sie außerhalb des Dorfes, um frischen Knoblauch zu pflücken. Sie glaubten, sich dadurch gegen die Wirkung von bösen Kräften und gegen Schlangenbissen zu schützen.

Am Unterlauf des Flusses Tundscha, im Süden Bulgariens, war es Brauch, am Schlangentag die Kohle zu säen. Die Landwirte wünschten sich, die Kohleblätter sollen sich so schlängeln, wie die Schlange. Das bedeutet, dass die Kohlköpfe fest werden. In den Rhodopen, ebenfalls in Südbulgarien, gab es den Brauch, junge Wölfe zu fangen und sie durch alle Dorfhäuser zu führen. Dort glaubte man nämlich, dass man sich am 1. Mai auch vor den Wölfen schützen muss. In manchen Ortschaften der Rhodopen feierten am ersten Maitag auch die Schafhirten.