Sachari Stojanow nahm 1875 am Stara Sagora Aufstand und im Jahr darauf als einer der „Apostolaten“ (aus dem bulg.: Organisator, Leiter) des „Vierten Revolutionären Komitees von Plowdiw“ am Aprilaufstand teil, der wie alle anderen auch von den türkischen Machthabern niedergeschlagen wurde. Später wurde er durch sein autobiographisches Werk „Chronik der bulgarische Aufstände 1875/1876. Geschichte von Augenzeugen“ deren erster Chronist. Als einer der wenigen Augenzeugen, die die Gräueltaten der Türken während der bulgarischen Aufstände von 1875 und 1876 überlebten, wurde er zuerst in Plowdiw ins Gefängnis geworfen und wenig später in seiner Heimatstadt Medwen unter Hausarrest gestellt. Während des Russisch-Osmanischen Krieges flüchtete er 1877 in das von den Russen befreite Weliko Tarnowo und beteiligte sich als Freiwilliger an den Kampfhandlungen.
Nach der Befreiung Bulgariens vom türkischen Joch im Jahre 1878 wurde Sachari 1880 zunächst Mitglied des Bezirksgerichtes von Weliko Tarnowo, 1881 dann Sekretär des Amtsgerichtes und leitender Staatsanwalt des Bezirksgerichtes von Russe. Durch seine Nähe zu den liberalen Parteien in Bulgarien wird er Mitarbeiter der liberalen Zeitung „Unabhängigkeit“ (bulg. Независимост), Redakteur der Zeitung „Kampf“ (bulg. Борба) und Gründer und Herausgeber der Zeitung „Freiheit“ (bulg. Свобода). Zwischen 1882 und 1885 war er als Beamter in der Justizverwaltung von Ostrumelien tätig.
Unabhängigkeit und Vereinigung Bulgariens
In Ostrumelien angekommen, gründete Stojanow 1885 in Plowdiw mit Kosta Panica, Iwan Andonow, Todor Gatew und Iwan Stojanowitsch mit dem Ziel der gleichzeitigen Befreiung von Mazedonien und Ostrumelien und des Zusammenschlusses aller bulgarischen Gebieten und nach dem Vorbild der Inneren Revolutionären Organisation das Bulgarische Geheime Zentrale Revolutionäre Komitee - BGZRK (bulg. „Български таен централен революционен комитет“ - БТЦРК). Als langfristiges Ziel wurde die Bildung einer Konföderation aller Balkanstaaten verfolgt. Die Vorbereitungen für einen Aufstand wurden auch von benachbarten Fürstentum Bulgarien unterstützt. In Bulgarien bildete sich unter Fürst Alexander von Battenberg eine starke nationale Bewegung, die für die Ausdehnung des Staatsgebietes auf alle von Bulgaren bewohnten Landstriche auf dem Balkan arbeitete und bei der Bevölkerung von Mazedonien und Ostrumelien Unterstützung für einen Aufstand gegen der osmanischen Zentralmacht suchte.
Am 5. Septemberjul./ 17. September 1885greg. wurde Gawril Krastewitsch (Gawril Pascha) durch einen von der BGZRK organisierte und von der Bevölkerung mitgetragenen Putsch der Milizoffiziere gestürzt. Ein neues Kabinett proklamierte den sofortigen Zusammenschluss der autonomen osmanischen Provinz mit dem Fürstentum Bulgarien. Dessen Herrscher reiste nach einer telegrafischen Nachricht sofort nach Plowdiw. Schon am 8. Septemberjul./ 20. September 1885greg. reiste Alexander von Battenberg nach Philippopolis, um die fürstliche Souveränität über Ostrumelien zum Ausdruck zu bringen.
Als Reaktion auf den Zusammenschluss mit dem Fürstentum Bulgarien stellte das Russische Reich die militärische Zusammenarbeit ein. Ein Überschwappen der Ereignisse auf Makedonien wollte auch Österreich-Ungarn verhindern. Unter dem Druck von Österreich-Ungarn kam es am 1. Novemberjul./ 13. November 1885greg. überraschend zum Serbisch-Bulgarischen Krieg. Der serbische Überfall löste eine große Welle der Empörung in Bulgarien aus und führte zu einer weiteren Abkühlung der Beziehungen zu Russland. Ohne russische Militärberater und ohne jegliche Unterstützung einer Großmacht musste sich Bulgarien dem besser ausgerüsteten serbischen Heer stellen. Der Krieg trägt daher auch den Beinamen „Krieg der (bulgarischen) Unteroffiziere gegen die (serbischen) Generäle“.
Nicht nur die junge Bulgarische Armee kämpfte gegen die serbische Aggressoren, sondern auch eine Vielzahl von organisierten Freiheitskämpfern (wie die der BGZRK) und Freiwilligen ohne jegliche Kriegserfahrung. In der Schlacht bei Sliwnitza vom 17. bis zum 19. November wurde die Serbische Armee besiegt und die Bulgaren marschierten daraufhin in Serbien ein. Erst die Intervention Österreich-Ungarns zugunsten seines Verbündeten beendete den bulgarischen Vormarsch. Aus dem Krieg ging Bulgarien als Sieger hervor. Durch dem Topchane-Vertrag von 12. Märzjul./ 24. März 1886greg. wurde die Vereinigung des Fürstentums Bulgarien mit Ostrumelien vom Herbst 1885 international anerkannt.
Durch seine politische Erfahrung und seine Stellung innerhalb des BGZRKs, dessen geistiger Führer und Vorsitzender er war, trug Sachari Stojanow maßgeblich zu der Organisation, Durchführung und Verteidigung der Vereinigung von Ostrumelien mit dem Königreich Bulgarien bei. Nach der Vereinigung Bulgariens wohnte Sachari ab 1886 in Sofia, wo er für die Volksliberale Partei politisch aktiv wurde. Seine große Popularität führte 1886 zu seiner Wahl zum Abgeordneten für die Liste der „Volksliberalen Partei“ im fünften „Narodno Săbranie“ (Parlament). 1888 wurde er zum Parlamentsvorsitzenden gewählt. Sachari Stojanow starb am 2. September 1889 in Paris.
Sein weniger als vier Jahrzehnte währendes Leben ist durch eine große Dynamik gekennzeichnet. Er wuchs von einen armen ungebildeten Schäfersohn zunächst zu einem der Revolutionsapostel der Aufstände von 1885 und 1886, bis er schließlich zu einem der führenden Politiker der „Volksliberalen Partei“ und einer der großen Staatsmänner Bulgariens wurde. Sein Grab befindet sich heute in dem „Pantheon der Unsterblichen“ in Russe.
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